Lebensbilder

Bekehrungen – #2 Zachäus

Im zweiten Teil unserer Blog-Serie untersuchen wir die Bekehrung von Zachäus, dem Zöllner. Lesen wir zunächst die kurze Begebenheit:

„1 Und er kam hinein und zog durch Jericho. 2 Und siehe, da war ein Mann, mit Namen Zachäus, und dieser war ein Oberzöllner, und er war reich. 3 Und er suchte Jesus zu sehen, wer er wäre; und er vermochte es nicht wegen der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt. 4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5 Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf [und erblickte ihn] und sprach zu ihm: Zachäus, steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. 6 Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden. 7 Und als sie das sahen, murrten sie alle und sagten: Er ist eingekehrt, um sich bei einem sündigen Mann aufzuhalten. 8 Zachäus aber trat hinzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, erstatte ich es vierfach. 9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, da ja auch er ein Sohn Abrahams ist; 10 denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ (Lukas 19:1-10)

Zachäus (bedeutet „unschuldig sein“/“rein sein“) war ein Oberzöllner. Das Eintreiben von Zollgebühren war ein Privileg, um das man sich gemäß Flavius Josephus bewerben musste was und nicht Jedermann erringen konnte:

„Als nun der Tag kam, an dem der König die Steuern der Städte veranlassen wollte, und die angesehensten Männer ihrer Länder dafür bieten sollten, belief sich die Summe der Steuern von Kelesyrien, Phönizien, Judäa und Samaria zusammen auf achttausend Talente. Joseph warf den Bietern vor, sie hätten sich einvernehmlich darauf geeinigt, die Steuern zu niedrig anzusetzen, und versprach, selbst das Doppelte dafür zu zahlen; wer aber nicht zahlte, dem werde er seinen ganzen Besitz nach Hause schicken; denn dieses Privileg wurde zusammen mit den Steuern verkauft. Der König war erfreut über dieses Angebot, und da es seine Einkünfte erhöhte, sagte er, er wolle ihm den Verkauf der Steuern bestätigen. Da fragte er ihn aber, ob er irgendwelche Bürgen habe, die für die Zahlung des Geldes bürgen könnten. Er antwortete sehr freundlich: „Ich werde diese Sicherheit geben, und zwar die von guten und zuverlässigen Personen, denen du keinen Grund hast zu misstrauen.“ Und als er ihn bat, sie zu nennen, antwortete er: „Ich gebe dir, oh König, keine anderen Personen als meine Bürgen, außer dich selbst und diese deine Frau; und du sollst für beide Parteien bürgen.“ Also lachte Ptolemaios über den Vorschlag und gestattete ihm die Bewirtschaftung der Steuern ohne jegliche Bürgschaft. Dieses Verfahren war ein großer Kummer für diejenigen, die aus den Städten nach Ägypten kamen, die völlig enttäuscht waren; und sie kehrten alle beschämt in ihr eigenes Land zurück.“ (Flavius Josephus, Antiquities of the Jews; Link)

Zachäus war ein Oberzöllner und damit mehreren Zöllnern übergeordnet; offensichtlich „brummte“ sein Wirtschaftsbetrieb, denn er war reich. Dieser Reichtum basierte mit darauf, dass falsche Anklagen (oder: Erpressungen) zu seinem Tagesgeschäft gehörten, was diesen kleinen Mann sehr unsympathisch macht. Zudem koalierten Zöllner auch mit der Besatzungsmacht, zusammengefasst waren Zöllner in den Augen der Bevölkerung unaufrichtige, betrügerische Ausbeuter im Dienste der Besatzer.

Wir lesen, dass Zachäus sehen wollte, wer Jesus wäre. Vielleicht hatte er schon mehrfach von ihm gehört, eventuell auch aufrichtiges Interesse entwickelt; auch wenn Böse üblicherweise nicht das Licht suchen (Johannes 3:20). Es ist auch nicht erkennbar, dass Zachäus die Aufmerksamkeit Jesu suchte.

Aufgrund seiner kleinen Statue hatte Zachäus in keine Chance, Christus in der Volksmenge zu sehen. Seine Neugierde ließ ihn auf einen Baum klettern, um Jesus doch noch sehen zu können. Da saß dieser kleine, betrügerische Mann und wartete auf Christi Ankunft.

Es ist ein bewundernswertes Handeln Christi, wie Er alle menschlichen Barrieren und Vorbehalte beiseite räumt. Vielleicht würden wir uns mit Zachäus evangelistisch befassen, obwohl er so böse ist – Christus ging auf ihn zu, weil er verloren war. Es ist eine gute Lektion, immer wieder zu erkennen, dass wir selbst Verlorene waren, evangelistisches Bemühen sich also an eine Art früheres Alter Ego wendet.

Ohne weitere Verzögerung sprach er Zachäus direkt an und lud sich in dessen Haus ein – wir lesen: Zachäus nahm ihn „auf mit Freuden“ (Vers 6).

Immer wieder „tauchte“ Christus in ein sündiges Umfeld ein, um Menschen zu erreichen und zu erretten. Er ließ sich von der Verachtung der Menschen, sich mit Zöllnern und Sündern zu unterhalten und mit ihnen zu speisen, nicht abhalten. So sollten auch wir aus menschlicher Sicht moralisch verabscheuenswürdige Ungläubige auch bewusst suchen, ansprechen und ihnen dienen, damit sie Christus finden!