Bekehrungen – #3 Frau am Jakobsbrunnen
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von
Oliver Attendorn
Nach der Betrachtung von Saulus und Zachäus werfen wir in diesem Beitrag einen tieferen Blick auf die Bekehrung der Frau am Jakobsbrunnen.
Diese Begebenheit ereignete sich bei einem „Zwischenstopp“ in Sichar auf Jesu Reise von Judäa nach Galiläa:
„1 Als nun der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes (obwohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger), 3 verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4 Er musste aber durch Samaria ziehen. 5 Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab.“ (Johannes 4:1-5)
Es ist möglich, dass Jesus nicht in den Fokus der Pharisäer geraten wollte, weil Seine Stunde noch nicht gekommen war. Jedenfalls machte Er sich auf den Weg aus Judäa nach Galiläa, wobei Er einen unüblichen Weg ging. Die übliche Marschroute führte zwecks Umgehung von Samaria die Ostseite des Jordan hinauf. Getreu dem Charakter des Johannes-Evangeliums lesen wir hier dass Christus durch Samaria ziehen musste (siehe auch Vers 34).
Nach Ankunft am Brunnen in Sichar geschehen bemerkenswerte Dinge. Christus war vorübergehend allein am Brunnen, da Seine Jünger in die Stadt gegangen waren, um Speise zu kaufen. Dann trifft eine Frau aus Samaria am Brunnen ein und der von der Reise ermüdete Herr bittet sie, Ihm zu trinken zu geben. Die Reaktion lässt nicht auf sich warten, da diese Bitte aus zweierlei Hinsicht bemerkenswert war:
(1) Wir lesen in Vers 10, dass die Juden keinen Umgang mit den Samaritern hatten und wünschten.
(2) Zudem war es für die Jünger verwunderlich (Vers 27), dass Christus mit einer Frau sprach, was in Israel als unschicklich galt.
Besonders trennend hätte aber ihr Lebenswandel sein können, da sie in Ehebruch lebte: sie hatte bereits fünf Männer gehabt und der aktuelle Partner war nicht ihr Mann. Auch ihre unwissentliche Respektlosigkeit, der Herr sei doch nicht größer als Jakob (Vers 12) hätten kränkend wirken können.
Wie an vielen anderen Stellen reißt der Herr diese Grenzen aber nieder und bietet der Frau das Wasser des Lebens an:
„13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; 14 wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Verse 13-14)
Im weiteren Verlauf erkennen wir auch einen schönen Zug des Herrn. Als Reaktion auf die Bitte der Frau, ihr das lebendige Wasser zu geben, weist Christus sie auf die große Sünde in ihrem Leben hin, stellt diese ins Licht und offenbart sich ihr als Messias.
Es ist wunderbar, wie das Wirken Jesu immer weiteren Segen entfaltet:
„28 Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug stehen und ging weg in die Stadt und sagt zu den Leuten: 29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus? 30 Sie gingen aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.“ (Verse 28-30)
„39 Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. 40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. 41 Und noch viele mehr glaubten um seines Wortes willen; 42 und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr um deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, dass dieser wahrhaftig der Heiland der Welt ist.“ (Verse 39-42)
Lassen wir uns doch ermuntern, zugunsten des Evangeliums Grenzen zu überschreiten, Traditionen abzulegen und manchmal auch andere Wege zu gehen. Ein Vorbild ist uns hier auch der selbstlose Apostel Paulus, wenn wir seine missionarische Sicht betrachten:
„20 Und ich bin den Juden geworden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne; denen, [die] unter Gesetz [sind], wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne; 21 denen, die ohne Gesetz sind, wie ohne Gesetz (obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen), damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. 22 Den Schwachen bin ich geworden wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette.“ (1.Korinther 9:20-22)