Bekehrungen – #8 3000 zu Pfingsten
-
von
Oliver Attendorn
Eine der beeindruckendsten Schilderungen von Bekehrungen finden wir sicher in Apostelgeschichte 2 zu Pfingsten. Sie geschahen in Anschluss an die Ausschüttung des Heiligen Geistes. Lesen wir zunächst die einleitenden Verse als erste von drei Etappen – mit wunderbaren Folgen:
1. Das Wunderwirken Gottes
„1 Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. 2 Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. 4 Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, aus jeder Nation unter dem Himmel. 6 Als sich aber die Kunde hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder Einzelne sie in seiner eigenen Mundart reden hörte. 7 Sie gerieten aber alle außer sich und verwunderten sich und sagten: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? 8 Und wie hören wir sie, jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind? 9 Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien, sowohl von Judäa als auch von Kappadozien, Pontus und Asien, 10 sowohl von Phrygien als auch von Pamphylien, Ägypten und dem Gebiet von Libyen gegen Kyrene hin, und die hier weilenden Römer, 11 sowohl Juden als auch Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden. 12 Sie gerieten aber alle außer sich und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein? 13 Andere aber sagten spottend: Sie sind voll von süßem Wein.“ (Apostelgeschichte 2:1-13)
Wenn wir in Vers 1 lesen, dass alle beisammen waren, so handelt es sich nicht nur um die ungefähr 120 Christen aus Apostelgeschichte 1:15, sondern naheliegender Weise um alle Christen Jerusalems. Das waren weit mehr als 120 Christen, wenn wir 1.Korinther 15:6 hinzuziehen, wo der Herr Jesus über 500 Brüdern auf einmal erschien. So war es ein großer Kreis von Gläubigen, auch wenn natürlich nur die Anwesenden im Obersaal die zerteilten Zungen sahen und das Brausen des Windes hörten (Vers 2-3).
Das Sprachenwunder, in dem die mit Heiligem Geist Erfüllten verständlich (!) in der Mundart der fremdsprachigen Anwesenden von Gottes großen Taten berichten konnten, machte sicher einen außergewöhnlichen Eindruck auf alle Anwesenden. Ein gewaltiges Wirken Gottes, das die Zuhörer beeindruckte und auch auf die Predigt vorbereitete. Dennoch gab es neben denen, die außer sich gerieten auch solche, die spotteten und Gottes Wirken nicht (an)erkannten (Vers 13).
Als praktische Anwendung können wir daraus einerseits ziehen, dass wir an Gottes aktuelles Wirken anknüpfen sollten und einleitend von Gottes großen Taten berichten sollten.
2. Die Predigt
Der biblisch-historische Hintergrund
Es erstaunt zunächst, dass das eigentliche Wunder nicht primärer Gegenstand der Predigt ist. Ja, das Wunder stellt den Ausgangspunkt der Predigt dar, es folgt aber eine interessante, historische Reise:
„14 Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und nehmt zu Ohren meine Worte! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, denn es ist die dritte Stunde des Tages; 16 sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist: 17 »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure alten Männer werden Träume haben. 18 Und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. 19 Und ich werde Wunder geben in dem Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne wird in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. 21 Und es wird geschehen: Jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.« 22 Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazaräer, einen Mann, von Gott vor euch bestätigt durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst – 23 diesen, hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht. 24 Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm festgehalten wurde. 25 Denn David sagt über ihn: »Ich sah den Herrn allezeit vor mir; denn er ist zu meiner Rechten, damit ich nicht wanke. 26 Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte; ja, auch mein Fleisch wird in Hoffnung ruhen; 27 denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe. 28 Du hast mir kundgetan Wege des Lebens; du wirst mich mit Freude erfüllen mit deinem Angesicht.« 29 Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David, dass er sowohl gestorben als auch begraben ist, und sein Grab ist unter uns bis auf diesen Tag. 30 Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen, 31 hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er nicht im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch Verwesung gesehen hat. 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. 33 Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört. 34 Denn nicht David ist in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße.«“ (Apostelgeschichte 2:14-35)
Losgelöst von erkennbarem Wirken Gottes hat es schon vielen Unbekehrten geholfen, die „Storyline“ der Menschheit vor Augen gestellt zu bekommen. Von der ungestörten Gemeinschaft im Garten Eden, über den Sündenfall bis hin zu dem Erlösungswerk Christi können wir Unbekehrte gut „mitnehmen“ und auf die notwendige Entscheidung für Christus hinwirken.
Der Appell
Letztendlich müssen wir beachten, dass sich unsere Predigt nicht in Unverbindlichkeit verliert, sondern fokussiert auf die wesentliche Entscheidung hinarbeiten. Das geschieht durch liebevolles Werben, ebenso aber durch eine sehr deutliche Darstellung der beiden Entscheidungsoptionen mit ewiger Konsequenz. Dabei dürfen wir nicht zu „rücksichtsvoll“ sein, sondern wir sollten die Interessierten wirklich „überreden“ (2.Korinther 5:11).
„36 Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. 37 Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? 38 Petrus aber spricht zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. 39 Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen wird. 40 Und mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie, indem er sagte: Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht!“ (Apostelgeschichte 2:36-40)
Wir erkennen in Vers 36, dass eine Predigt durchaus auch Kritik bzw. ein Darstellen der Schuld enthalten kann – und aus unserer Erfahrung auch sollte. Denn oft wirkt das Gewissen dann mit und der Heilige Geist überführt den Zuhörer der Sünde (Johannes 14:8), stellt ihn also gewissermaßen bloß.
4. Wunderbare Folgen
Es ist erfreulich und sicher auch ein Appell, wie einfach Bekehrung und Taufe aufeinander folgten. Ist es nicht wunderbar, diese gesunden Schritte in den Versen 41-42 zu verfolgen? Vorhin noch irritiert, was diese Sprachen bewirkte, lesen wir wenige Verse später von der Entwicklung wahrer Gottesfurcht – einfach wunderbar!
„41 Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan. 42 Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. 43 Über jede Seele aber kam Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. 44 Alle aber, die glaubten, waren beisammen und hatten alles gemeinsam; 45 und sie verkauften die Besitztümer und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer irgend Bedarf hatte. 46 Und während sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Schlichtheit des Herzens, 47 lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten.“ (Apostelgeschichte 2:41-47)
Diesen letzten Abschnitt können wir nicht oft genug lesen und sollten ihn wirklich zu uns sprechen lassen! Diese wahrhaftige Darstellung des einen Leibes, die Schlichtheit und Freude der Gläubigen und die offen praktizierte Gemeinschaft führte zu gemeinsamer Frucht und einem hohen Ansehen bei dem ganzen Volk.
Ist es nicht naheliegend, dass auch heute noch ein Ausleben dieses Abschnitts evangelistische Bemühungen und Gesprächsfindung deutlich vereinfachen würden?