Evangelium

Bekehrungen – #7 Der verlorene Sohn

Bei der Fragestellung der Bekehrungen kommt dem Beispiel des verlorenen Sohnes eine besondere Stellung zu. Wir erleben bildlich seinen Weg vom Vater ins Verderben mit und begleiten ihn in seinen Gedanken und dem Weg der Buße. Lesen wir zunächst den Bibelabschnitt:

„11 Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne; 12 und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. 13 Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. 14 Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. 15 Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. 16 Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. 17 Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, 19 ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. 20 Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. 22 Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; 23 und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; 24 denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. 25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. 26 Und er rief einen der Knechte herzu und erkundigte sich, was das wohl wäre. 27 Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. 28 Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und drang in ihn. 29 Er aber antwortete und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre; 30 da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. 31 Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und all das Meine ist dein. 32 Man musste doch fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden.“ (Lukas 15:11-32)

Diese bekannte Geschichte schenkt uns wertvolle Anregungen zu Bekehrung und Buße. Der Sohn ließ sich zunächst sein Erbe auszahlen und befriedigte mit einem ausschweifenden Lebensstil seine Begierden. Es ist gut möglich, dass er seine Habe tatsächlich mit Huren verprasste, wie es der ältere Bruder in Vers 30 anspricht.

Wenige Zeit später war das Erbe aber verprasst und der Sohn saß bei den Schweinen auf den Feldern, um diese zu hüten. Er begehrte es, seinen Magen mit dem Futter der Schweine zu füllen, es war ihm aber offensichtlich nicht erlaubt. Seine Gedanken wanderten zum Vaterhaus zurück, von dem er sich in vielfacher Hinsicht entfernt hatte. Sicher verbrachte er viel Zeit mit Selbstvorwürfen und bitteren Gedanken, evtl. durchdachte er auch mehrere Auswege aus dieser Situation – einer Sackgasse.

Wir lesen jedoch nicht davon, dass er seine aktuelle Situation mit dem Status des Sohnes im Vaterhaus verglich. Die ganze Last seines Versagens und Fehlverhaltens machte dies sicher unmöglich. Nach all dem schien eine „Rückkehr zur Sohnschaft“ ausgeschlossen – dafür war zu viel vorgefallen.

Der verlorene Sohn durchlebte einen außergewöhnlichen Reifeprozess hin zum „zu sich selbst kommen“. Klar und objektiv erkannte er seinen Irrweg, als geliebter Sohn das Vaterhaus verlassen zu haben und nun sozial und wirtschaftlich deutlich unter dem Niveau der Tagelöhner des Vaters leben zu müssen.

Nun saß er bei den Schweinen im Dreck und das Empfinden der Mangels wandelte sich zu einem Plan der Wiederherstellung. Der Sohn erkannte die Dimension seines Fehlverhaltens, dass er gegen den Himmel und gegen den Vater gesündigt hatte – ein wichtiger Schritt der Buße. Sein bewusstes Ansinnen war also, die Schuld gegenüber Gott und seinem Vater auszuräumen und von dem offensichtlichen „Weg der Mühsal“ (Psalm 139:24) zurückzukehren in die gesegnete Gemeinschaft mit seinem Vater. Diese Erkenntnis hatte zur Folge, dass er sich aufraffte und diesen Weg auch wirklich ging – mit den bekannten, außerordentlichen Folgen.

Beispiele wie diese Geschichte des verlorenen Sohnes richten sich an Nichtglaubende und Glaubende gleichermaßen. Auch als Christen können wir einen solchen Weg einschlagen und moralisch „bei den Schweinen“ landen. Es ist wichtig, dass wir in diesen Fällen „zu uns selbst“ kommen, uns an Szenen ungestörter Gemeinschaft mit dem Vater erinnern – und zurückkehren. Wir schließen mit drei biblischen Appellen:

  • „21 Als mein Herz sich erbitterte und es mich in meinen Nieren stach, 22 da war ich dumm und wusste nichts; ein Tier war ich bei dir. […] 16 Da dachte ich nach, um dies zu begreifen: Eine mühevolle Arbeit war es in meinen Augen […] 2 Ich aber – wenig fehlte, so wären meine Füße abgewichen, um nichts wären meine Schritte ausgeglitten.“ (Psalm 73:2.16.21-22)
  • „5 Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Offenbarung 2:5)
  • „19 Darum, so spricht der HERR: Wenn du umkehrst, so will ich dich zurückbringen, dass du vor mir stehst; und wenn du das Kostbare vom Verachteten absonderst, so sollst du wie mein Mund sein.“ (Jeremia 15:19)