Mission – Wie erreichen wir alle Menschen?

Print Friendly, PDF & Email

Mission - wie erreichen wir alle Menschen?

Wir beginnen mit unserem Sendungsauftrag aus dem Matthäus-Evangelium:

"18 Und Jesus trat herzu und redete zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. 19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters." (Matthäus 28:18-20)
Wir ereichen wir die vielen Menschen unterschiedlicher Sprache, Kultur und Abstammung am besten?

Laut aktuellen Statistiken leben in Deutschland ca. 45 Millionen Christen. Selbst wenn wir annehmen, dass der Anteil an „Jüngern“ geringer als 100% ist, bedeutet das eine große Anzahl an gesandten Missionaren. Persönlich bin ich der Ansicht, dass der Appell, für das Aussenden von „Arbeitern in die Ernte“ zu beten, durch die pauschale Aussendung in Matthäus 28 aufgehoben wurde. Jeder Christ hat die Möglichkeit und Verantwortung, in seinem Bereich als Licht des Evangeliums zu leuchten, auch wenn er kein berufener Evangelist ist.

Wir sollen immer „beschuht sein an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“ (Epheser 6:15) und „jederzeit in Sanftmut und Furcht bereit sein, Rechenschaft abzulegen […] über die Hoffnung, die ins uns ist“ – kombiniert mit gutem, geistlichen Wandel“ (nach 1.Petrus 3:15-16). Wir erreichen Menschen also zunächst durch geistliche Lebensführung, die neugierig macht und Interesse weckt. Von daher finde ich, dass eher indirekte Zeugnisse wie das Unterstützen von Evangelisten, Youtube-Kanälen, Plakat-Diensten und eigene WhatsApp-Stati eine flankierende Maßnahme sind. Denn in erster Linie zeugt und beeindruckt das persönliche Verhalten im Alltag.

Es gibt viele wertvolle, tiefgründige Betrachtungen und Anleitungen zum persönlichen Evangelisieren, ich möchte nur einige „Pflöcke einschlagen“, die uns in unserem Missionsdienst wichtig wurden.

Sei ein Menschenfreund – auch der „Bösen“

Erinnere Dich immer daran, dass Gottes Heil auch aus Menschenliebe angeboten wird: „4 Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, 5 errettete er uns“ (Titus 3:4-5). Ich weiß nicht, ob ich gerettet worden wäre, wenn der Herr nicht auch den „Bodensatz“ der Menschheit geliebt hätte.

Ein wesentliches Hemmnis – und weit verbreiteter Irrtum – ist die Vermengung von Absonderung und Evangelisation. Viele Möglichkeiten gehen an uns vorüber, wenn wir mit dem, den wir als geringer als uns ansehen, nicht einmal essen dürfen – lesen wir einmal den Kontext aus 1.Korinther 5:
„9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, nicht mit Hurern Umgang zu haben; 10 nicht durchaus mit den Hurern dieser Welt oder den Habsüchtigen und Räubern oder Götzendienern, sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. 11 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Hurer ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen nicht einmal zu essen.“ (1.Korinther 5:9-11)
Wir erkennen, dass wir den Umgang in dieser Welt mit Ungläubigen in diesem Kontext gar nicht verhindern können; zudem sollten wir uns auch fragen, ob das bei  evangelistischen Aktivitäten und z.B. Betriebsfeiern gleichermaßen Berücksichtigung findet. Da lassen wir die Kekse ja auch nicht liegen…

Wir finden beide Geisteshaltungen in einer Schilderung des Matthäus-Evangeliums:

„10 Und es geschah, als er {Jesus} in dem Haus zu Tisch lag, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und lagen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11 Und als die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als er es aber hörte, sprach er: Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“ (Matthäus 9:10-12)

Jesus Christus speiste also mit seinen Jüngern und es stießen „viele Zöllner und Sünder hinzu“. Jesus Christus brach die Tischgemeinschaft nicht ab (Zöllner waren doch sicher „Habsüchtige“, oder?) und die Hinzugestoßenen nahmen Platz. Den kritischen Geist finden wir bei den Pharisäern, die sehr herablassend und herabschauend argumentieren. Der Schlüssel der Szene ist aber die Zurechtweisung durch unseren Heiland: „Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“ (Vers 12). Sieh es doch mal so: Du suchst diese Menschen nicht auf, um Dich mit ihnen „eins  zu machen“. Du bist auch nicht dort, obwohl sie böse sind. Du bist dort, weil sie böse, krank und Sünder sind – und sie deshalb einen Arzt brauchen. Natürlich können wir nicht alles „mitmachen“, aber das ist doch jedem klar. Es besteht doch auch die Möglichkeit, Unbekehrte zu Dir nach Hause oder zu Aktivitäten einzuladen, wo keine Versuchung droht – ein komplettes Meiden ist aber nicht nach dem Vorbild unseres „Herrn der Ernte“.
 

Verleugne Dich selbst und sei entgegenkommend

Diese Vorgehensweise ist oft eine Herausforderung, insbesondere, wenn wir vor lauter Begeisterung in Hinblick auf das Evangelium am liebsten immer die ganze Heilsgeschichte erklären würden. Die Anregung lesen wir in Apostelgeschichte 8:

„26 Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde. 27 Und er stand auf und ging hin.“ (Vers 26-27)

Philippus, der begnadete Diener, wird auf eine leere Straße geschickt? Ja, er hört es, steht auf und geht hin – als Knecht seines Herrn.

„27 Und siehe, ein Äthiopier, ein Kämmerer, ein Gewaltiger der Kandaze, der Königin der Äthiopier, der über ihren ganzen Schatz gesetzt war, war gekommen, um in Jerusalem anzubeten; 28 und er war auf der Rückkehr und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an. 30 Philippus aber lief hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen und sprach: Verstehst du auch, was du liest? 31 Er aber sprach: Wie könnte ich denn, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.“ (Vers 27-31)

Wir sollten uns nicht vor den Gewaltigen dieser Erde scheuen, auch sie brauchen Rettung. Wir sollten auch ein gesundes Augenmaß haben, was das Verteilen von Bibelteilen und Neuen Testamenten angeht. Es gibt sicher Gelegenheiten, wo sie „erste Wahl“ sind, da kein persönliches Gespräch möglich ist. Erinnern wir uns aber an folgenden Aufbau:

„Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“ (Römer 10:17)

Der Kämmerer hatte das wohl wesentliche Kapitel (Jesaja 53) vor sich liegen und hatte auch Interesse (er las ja bereits). Dennoch verstand er nicht einmal, von wem da eigentlich die Rede ist (Vers 34).

Wie wunderbar reagiert nun Philippus: 

„Philippus aber tat seinen Mund auf, und anfangend von dieser Schrift verkündigte er ihm das Evangelium von Jesus.“ (Vers 35)

Philippus steig also auf seinen Wagen (darunter können wir einen Wagen, ein Haus oder bestimmte Umstände verstehen, Anknüpfungspunkte gibt es immer) und begab sich an den Punkt des Kämmerers, an den er anknüpfen konnte. Gewissermaßen „holte er ihn ab“ und „führte in zu Jesus“ – das ist selbstloser Missionsdienst.

Werde Frucht- und Segens-Multiplikator

Keine Sorge, wir werden nicht ins Unnüchterne abrutschen, wir meinen damit folgendes:

Christus war das Weizenkorn (Johannes 12:24), das starb und Frucht brachte (sicher artgleiche Frucht). Wir wurden „auserwählt und […] dazu bestimmt, dass wir hingehen und Frucht bringen“ (nach Johannes 15:16). Übertragen wir das auf einen Text aus dem Buch Prediger:

„1 Wirf dein Brot hin auf die Fläche der Wasser, denn nach vielen Tagen wirst du es finden. 2 Gib einen Teil an sieben, ja, sogar an acht; denn du weißt nicht, was für Unglück sich auf der Erde ereignen wird.“ (Prediger 11:1-2).

In diesem Sinne haben wir das „Brot des Lebens“ zu uns genommen, genießen den Segen und geben unser Teil an viele andere weiter („viel Frucht“ durch Verteilen vieler Weizenkörner).

Wenn der Genuss des Brotes des Lebens und göttliche Menschenliebe zusammenwirken, werden wir diesen Genuss mit vielen Menschen teilen wollen!

Teile Deine Freude und Begeisterung

Wir kommen zu einem in diesem Zusammenhang oft zitierten Bibelabschnitt:

„37 Und die zwei Jünger […] folgten Jesus nach. […] Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. 40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. 41 Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (was übersetzt ist: Christus). 42 Er führte ihn zu Jesus.“ (Johannes 1:35-42)

Wir müssen das nicht ausführlich untersuchen: die innige, nahe Gemeinschaft mit Christus ist ein gewaltiger Anlass, jedem Menschen das gleiche zu wünschen. Wann sind wir das letzte Mal auf jemanden zugegangen und haben ihm strahlend erzählt, dass wir Jesus Christus gefunden haben und ihn dann den ganzen Weg zu Christus geführt?

Sei wachsam und flexibel – Du hast einen Gegenspieler!

Im Laufe der Jahre haben wir uns als Bücherstand- Team oft gefragt, wie wir Menschen besser – sprich: effektiver/bleibender –  erreichen konnten. Oft wurde das als ungeistlich angesehen, als wollten wir Menschen durch Taktik und/oder Intellekt gewinnen (der Herr kann aus allem Frucht bewirken, doch darum geht es nicht; wir predigen ja auch nicht in der Disco bei voller Musik-Dröhnung). Plötzlich fiel unser Blick auf Matthäus 13, wo der Herr Jesus selbst warnt – denn der Teufel ist 24/7 aktiv:

„19 Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war; dieser ist es, der an den Weg gesät ist.“

Legen wir Wert darauf, dass unser Gegenüber auch alles verstehen kann, was wir sagen. Insbesondere unter Nicht-Muttersprachlern sollten wir uns bemühen, dass sie von Gottes Wort in ihrer Muttersprache erreicht werden.

Nichtverstehen kann aber auch ursächlich in Ablenkung begründet sein. Bei Besuchen bitte ich immer, das Radio oder den Fernsehen auszuschalten, damit ich mich besser konzentrieren kann, evangelistische Gespräche verbinde ich gern mit der Einladung auf einen Kaffee.

„20 Der aber auf das Steinige gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; 21 er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur für eine Zeit; wenn nun Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nimmt er sogleich Anstoß.“

Begleiten wir die Menschen auf ihrem Weg zu Christus und darüber hinaus (Evangelium=>Taufe=>Lehre) und stehen wir ihnen weiter mit offenem Ohr und Herzen zur Verfügung.

„22 Der aber in die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört; und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.“

Es ist recht einfach, dieser Zielgruppe durch bestimmte Gleichnisse/Erzählungen zu „impfen“ (reicher Kornbauer, reicher Jüngling, reicher Mann und Lazarus etc.) und ihnen zu vermitteln, dass Reichtum sie nicht retten wird.

„23 Der aber auf die gute Erde gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und versteht, der wirklich Frucht trägt; und der eine bringt hervor hundert-, der andere sechzig-, der andere dreißigfach.“

Das ist das Ziel aller Bemühungen: vielfältige Frucht für unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus!

Überwinde Grenzen

Wir können die Begebenheit der samaritischen Frau pauschal und auch spezifisch deuten:

„1 Als nun der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes […], 3 verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4 Er musste aber durch Samaria ziehen. […] 6 Es war aber dort eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich so an der Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde. 7 Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! […] 9 Die samaritische Frau spricht nun zu ihm: Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau bin? (Denn die Juden verkehren nicht mit den Samaritern.) 10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ (Johannes 4:1-10)

Pauschal sollten wir nicht auf menschlich errichtete Mauern Rücksicht nehmen. Da unser Heiland-Gott will, dass alle Menschen errettet werden (1.Timotheus 2:3-4), sollten wir seinen Wunsch unbedingt teilen.

Spezifisch wurde es mir aber deutlich, dass wir durchaus überzeugt sind, dass viele z.B. Kirchgänger oder Anhänger von Religionen kein Leben aus Christus haben, uns aber abgrenzen. Ich möchte nicht sagen, dass dies eine Aufgabe für „Jedermann“ ist, mit beispielsweise Religionsgemeinschaften in den Dialog zu treten. Viele haben den „Weg des Friedens“ nie erkannt, konnten ihn  also auch nicht gehen. Sie sind meist sehr überzeugt und gut ausgebildet, was ihr Lehrgebäude angeht. Ein demütiger Dienst  im Sinne von Philippus („Was glaubst Du eigentlich?“), gefolgt von strikter Orientierung am Evangelium kann solchen erfahrungsgemäß ein „Augenöffner“ und „Game Changer“ sein. Sie haben auch das Heil gesucht – nur oft an der falschen Stelle.