Vorbilder des Heils – #10 Vorhang des Heiligtums
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von
Oliver Attendorn
Wenn wir uns mit dem Vorhang des Allerheiligsten als Vorbild unseres Heils beschäftigen, müssen wir uns zunächst mit dem Grund befassen, warum dieser Vorhang Teil der Stiftshütte wurde.
Die Rolle der Cherubim
Im Garten Eden konnten Adam und Eva zunächst ungestörte Gemeinschaft mit Gott haben, der „im Garten wandelte bei der Kühle des Tages.“ (1.Mose 3:8). Der Sündenfall unterbrach diese Gemeinschaft jedoch und die Cherubim mit den flammenden Schwertern versperrten den Weg in Gottes Gegenwart:
„23 Und Gott der HERR schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, den Erdboden zu bebauen, wovon er genommen war; 24 und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.“ (1.Mose 3:23-24)
Diese Trennung durch die Cherubim blieb über Generationen erhalten.
Der Vorhang des Heiligtums
Als Mose das Gesetz auf dem Berg Sinai gegeben wurde, formulierte Gott auch klare Anweisungen in Hinblick auf den Vorhang:
„30 Und so richte die Wohnung auf nach ihrer Vorschrift, wie sie dir auf dem Berg gezeigt worden ist. 31 Und du sollst einen Vorhang machen aus blauem und rotem Purpur und Karmesin und gezwirntem Byssus; in Kunstweberarbeit soll man ihn machen, mit Cherubim. 32 Und hänge ihn auf an vier Säulen aus Akazienholz, überzogen mit Gold, ihre Haken aus Gold, auf vier Füßen aus Silber; 33 und hänge den Vorhang auf unter die Klammern; und bring dorthin, innerhalb des Vorhangs, die Lade des Zeugnisses. Und der Vorhang soll euch eine Scheidung machen zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten. 34 Und lege den Deckel auf die Lade des Zeugnisses im Allerheiligsten. 35 Und stelle den Tisch außerhalb des Vorhangs auf und den Leuchter dem Tisch gegenüber an die Seite der Wohnung nach Süden; und den Tisch sollst du an die Nordseite setzen.“ (2.Mose 26:30-35)
Wir sehen, dass der Vorhang das Heilige von dem Allerheiligsten trennte und mit gestickten Cherubim versehen wurde. Das erinnerte an die trennenden Cherubim des Garten Edens, da sie den Zugang zum Allerheiligsten (mit der Bundeslade, die ebenfalls mit zwei wachenden Cherubim versehen war) „bewachten“.
Dennoch war das Verbot, in die Gegenwart Gottes zu kommen, nicht mehr so absolut. Der Hohepriester durfte einmal im Jahr (!) mit wohlriechendem Räucherwerk und dem Blut eines Opfertieres das Allerheiligste (die Gegenwart Gottes!) betreten:
„1 Und der HERR redete zu Mose nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, als sie vor den HERRN hintraten und starben; 2 und der HERR sprach zu Mose: Rede zu deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu aller Zeit in das Heiligtum hineingehe innerhalb des Vorhangs, vor den Deckel, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Deckel. 3 Auf diese Weise soll Aaron in das Heiligtum hineingehen: mit einem jungen Stier zum Sündopfer und einem Widder zum Brandopfer. 4 Er soll einen heiligen Leibrock aus Leinen anziehen, und Beinkleider aus Leinen sollen auf seinem Fleisch sein, und mit einem Gürtel aus Leinen soll er sich umgürten und sich einen Kopfbund aus Leinen umbinden: Das sind heilige Kleider; und er soll sein Fleisch im Wasser baden und sie anziehen.“ (3.Mose 16:1-4)
Es lohnt sich, das ganze Kapitel 16 im Kontext zu lesen, da wir deutliche Hinweise lesen, wie reglementiert und aufwändig der Zugang in Gottes Gegenwart war – dennoch war er endlich wieder möglich, wenn auch nur dem Hohepriester!
Der Vorhang des Tempels
Wir kommen zu dem Wohnort Gottes im Neuen Testament, dem Tempel. Wir erinnern uns zunächst an 2.Chronika 3, wo uns Gottes Anweisungen detailliert beschrieben werden:
„1 Und Salomo fing an, das Haus des HERRN zu bauen in Jerusalem, auf dem Berg Morija, wo er seinem Vater David erschienen war2 , an dem Ort, den David bereitet hatte, auf der Tenne Ornans, des Jebusiters. 2 Und er fing an zu bauen im zweiten Monat, am zweiten Tag, im vierten Jahr seiner Regierung. […] 14 Und er machte den Vorhang aus blauem und rotem Purpur und Karmesin und Byssus und brachte Cherubim darauf an.“ (2.Chronika 3:1-14)
„46 Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? […] 50 Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf. 51 Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Stücke; und die Erde erbebte, und die Felsen rissen, 52 und die Grüfte taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt; 53 und sie kamen nach seiner Auferweckung aus den Grüften hervor und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen.“ (Matthäus 27:46-53)
Es ist bedeutsam, dass der Vorhang des Tempels infolge des Sterbens Jesu von oben nach unten zerriss – ein deutlicher Hinwies, dass der Zugang von Gott aus initiiert bzw. ermöglicht wurde!
Die wunderbaren Folgen
Die wunderbaren Folgen für erlöste Gläubige stellt uns der Hebräer-Brief vor, der die Ereignisse der Evangelien auflöst und in ganz neuem Licht darstellt:
„18 damit wir durch zwei unwandelbare Dinge – wobei es unmöglich war, dass Gott lügen würde – einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung, 19 die wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, 20 wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“ (Hebräer 6:19)
Christus ist also als „Vorläufer“ für uns in das „Innere des Vorhangs“ (das Allerheiligste, jedoch das im Himmel) hineingegangen – als unser Hohepriester. Dadurch erhielten wir diesen „sicheren und festen Anker der Seele“ – Gott sei Lob und Dank!
„11 Christus aber – gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, 12 auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut – ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.“ (Hebräer 9:11-12)
„26 Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, 27 der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst geopfert hat.“ (Hebräer 7:26-27)
„19 Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, 20 auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, 21 und einen großen Priester haben über das Haus Gottes, 22 so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.“ (Hebräer 10:19-20)
Angewandt haben wir durch das Blut Christi ebenfalls den Vorhang (Sein Fleisch) durchschritten und das Allerheiligste betreten. Der Weg in die Gegenwart Gottes wurde durch Sein Sühnungswerk wiederhergestellt. Die trennenden Cherubim wurden beseitigt bzw. außer Kraft gesetzt. Das, was Adam und Eva in Bezug auf die Gemeinschaft mit Gott zerbrochen hatten, wurde durch Christus‘ gewaltiges Werk wiederhergestellt!
Ihm sei aller Dank dafür und „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ (2.Korinther 9:15)!